„Such dir drei Gegenstände – es können auch Gedanken oder Worte sein – die dich als erstes ansprechen“, lautete die erste Aufgabe in der „Golden republic of writers“, dem Schreibprogramm, zu dem ich mich angemeldet hatte. Es war 6 h früh, mein Körper und auch mein Denken waren schwer wie Blei. Gänzlich uninspiriert schaute ich umher. Was sollte ich wählen?

Mein Blick fiel als erstes auf den Alebrije vor mir auf dem Schreibtisch, der jeden Tag meine Laune nach oben katapultiert. Alebrijes sind tierähnliche Fantasiewesen aus Mexico. Meine Fantasie-Katze ist bunt und neckisch-verspielt – eine Quelle der Fröhlichkeit.

Als nächstes erfassten meine müden Augen den strahlenden Rosenstrauß auf dem Tischchen. Wunderbar, zwei Dinge hatte ich schon. Aber was noch?

Ich nutzte die kurze Pause, um in die Küche zu gehen und mir einen neuen Tee aufzugießen. Dort stand noch das Gläschen mit Pistaziencreme, das meine Tochter mir aus Griechenland mitgebracht hatte. Fein, dachte ich erleichtert, nun habe ich drei Gegenstände.

Als nächstes sollten wir die Gegenstände in eine Reihenfolge bringen. Natürlich war mein geliebter Alebrije, die mexikanische Fantasie-Katze, die Nummer 1, dann die Rosen und schließlich, nun ja, die bräunliche Creme. Richtig wach wurde ich, als es dann hieß, dass die Nummer 1 für die Matrix der Vergangenheit, die zwei für die Gegenwart und die 3 für die Zukunft stehe. Das geht so nicht, protestierte es lautstark in mir – mein Gute-Laune-Tierchen kann auf keinen Fall für die Matrix der Vergangenheit stehen! Rasch tauschte ich Nr. 1 und 3 aus – fertig. Nun war die Welt wieder so, wie ich sie haben wollte.

Am Ende der Session, als ich die nachträgliche Veränderung meiner Reihenfolge erwähnte, wurde mir vorgeschlagen, die Gegenstände auf ihrem ursprünglich gedachten Platz zu lassen und dazu einen Impuls zu schreiben. Mir dämmerte langsam, dass ich versucht hatte, meine Intuition, den ursprünglichen Impuls meines Unterbewusstseins, auszutricksen. Welche Botschaft konnte hinter der eigentlichen Auswahl stehen? Ich war gespannt.

Die Botschaft des Alebrije zu meiner Matrix der Vergangenheit war ein überraschend hilfreicher Impuls, diese Matrix noch weiter aufzulösen.
Aus der Pistaziencreme vermochte ich jedoch keine Botschaft für die Zukunft heraus zu lesen. Die Worte flossen nicht aus mir, sie stockten vielmehr und bewahrten die gleiche Konsistenz wie die Creme – zäh, äußerst zäh. Ich ließ vom Schreiben ab mit der Absicht, auf einen kreativeren Moment zu warten.

An den Tagen, in denen sich dies abspielte, beschäftigte mich auch die Frage, wo ich meinen nächsten Urlaub verbringen würde. Ich hatte viele wunderbare Ideen, aber noch keine Entscheidung gefällt. Da kam mir meine Intuition zu Hilfe: Früh am Morgen, in einem halbwachen Zustand, benannte sie mir Sizilien als Reiseziel. Ich hörte die Botschaft, spielte aber dennoch in meinen Gedanken weiterhin mit anderen Reisezielen.

Um mich etwas für Sizilien zu öffnen schaute ich mir einen Dokumentarfilm über eine kulinarische Reise auf dieser süditalienischen Insel an. Es ging um Pasta-Zubereitung, Käseherstellung, Salzgewinnung und – Pistazien!

Hellwach und voller Aufmerksamkeit folgte ich der kurzen Sequenz über diese ursprünglich aus Afrika stammende Pistazienart, die sich gut auf dem Vulkanboden Siziliens eingelebt hat und kleine lilafarbene Früchte mit einem süsslich-herben Geschmack in reicher Fülle hervorbringt.

Mich überlief eine Gänsehaut, wie immer, wenn ich eine Synchronizität erkenne. Ich verstand, warum die Pistaziencreme eine Botschaft des Universums für meine Zukunft war: Mit dieser Synchronizität wurde mir mein Reiseziel bestätigt. Das Universum signalisierte mir ganz klar: Ja, genau, das ist dein nächster Schritt: Sizilien.

Nun bin ich gespannt, was mich dort erwartet – welcher Mensch, welches Erlebnis, welche Erkenntnis. Denn wenn ich mich von meiner Intuition führen lasse geschieht Magie.